07.01.17 Eric Shoves Them In His Pockets, Mother of the Unicorn, Castus, The T.S. Eliot Appreciation Society, Peach, Allænd North, Point Baker (Kafe Kult)

Was braucht ein neues Jahr mehr, als: Den Klang, der den Mief des Vergangenen aus den Klamotten stürmt, streichelt und zupft. Unser siebtes innen: welt. kommt hier:

Was großartig und neu ist. Von Warschau bis Utrecht und Traunstein.


Pünktlich zum Vorabend des Festivals ist das innen: welt. 2017 ausverkauft! Zum siebten Mal in Folge. Es wird also auch keine Abendkasse mehr geben. Wir danken euch für das Vorschussvertrauen. Und freuen uns schon auf heute Abend!

Die 1 und die 7 sind diesmal unsere innen: welt. Zahlen: Sieben Bands, ein Festival – und das in der siebten Ausgabe am 7.1.17 um 17 Uhr.
…und ohnehin geht es nur um Eins: Echte, wichtige, große, überraschende Musik auf die Bühnen am kalten Stadtrand zu bringen. Wir haben Folk und Post-Rock, Gitarren und Synthies zwischen Warschau und Utrecht, Berlin und Regensburg eingesammelt, um dem neuen Jahr mit einem großen Flirren ein musikalisches Zuhause zu bauen.
Tickets gibt es ab dem 23.11. für 12 Euro in unserem hauseigenen Vorverkauf. Ab dem 23.12. kostet die Karte 15 Euro – und die ersten sechs innen: welt-Ausgaben waren allesamt ausverkauft! Also nicht zu lange zögern.

Eric Shoves Them In His Pockets (Indie-Shuffle, Warschau)

Alte Weisheit: Die Sonne geht im Osten auf. Rein musikalisch stimmt das immerhin für Eric Shoves Them In His Pockets. Wer hätte denn gedacht, dass in Warschau so federleichte und ganz sachte melancholische Musik gedeiht? Gitarre, Bass, Schlagzeug, die Luft zwischen den Akkorden und der kleine Schalk im Nacken reichen. Für einen sorgfältig verwobenen 3/4-Takt, der vielleicht von ferne an Whitest Boy Alive erinnert und Hüften in Bewegung zieht. Auf einen Tanzschritt, während eben auf der Bühne die Sonne aufgeht, die Gitarren funkeln und der Bass die Linien tollender Morgenvögel nachzieht – und dabei auch die Plattenbauten am Stadtrand und den Schneematsch der Wiesen beleuchtet. „It brings me good memories from a life I never had“, schreibt ein Kommentator auf Youtube. Und genau das ist es vielleicht, auf die eine Weise oder die andere: Mit Eric ist das Leben und Hören immer schön genug für ein mitwisserhaft fröhliches und aus dem Handgelenk hingezaubertes Trotzdem.

Mother of the Unicorn (Indie-Pop, Berlin)

Eine Band aus Berlin gehört irgendwie jedes Jahr dazu. Auch diese hier ist eine ganz besondere: Ist nämlich kein Zufall, dass hier große britische Pop-Schule mitzuschwingen scheint. Mother of the Unicorn wickeln proberaumwarmes Gitarrengeschrappel, strahlende Melodietupfer, halb-digitales Brummen, ungeahnte Hook-Lines und lakonischen Gesang in ein regenblau-hauptstädtisches Ganzes. Da gibt es nicht mehr viel entgegenzusetzen. Etwas kratzt und treibt um, will in mal unruhig-stoisch-suchende, mal schillernd betrachtende Songs. Und dann ins Hirn. Da bleibt’s dann auch. Denn Mother of the Unicorns EP „Variations“ ist mit all den Melodien, dem cleveren Sound und dem Willen zum perfekten Song vielleicht eines der besten Stück Musik einer unbekannten Band im Jahr 2016. Kein Witz. Wer es nicht glaubt, darf einfach reinhören.

The T.S. Eliot Appreciation Society (Indie-Folk, Utrecht)

Achtung, hier kommt was Großes. T.S. Eliot war ein – durchaus umstrittener – Meister der klassischen Lyrik in modernen Gewändern. Und zumindest dieser schriftstellerische Aspekt passt eigentlich bestens auf Tom Gerritsens „Appreciation Society“. Das Handwerkszeug ist das alte. Aber der Klang und das Innenleben ganz phänomenal: Folk, der unerwartete Wendungen nimmt. Von brunnentieftraurigen, einsamen Akustikgitarren, bis zu einem Crescendo im kaum verstärkten Holzinstrument-Gewand. Dazu Texte, die bessere, greifbarere, größere Geschichten erzählen als die gesammelten Songs der deutschen Top 100. Wenn sich unser holländischer Barde dann ganz in seine Lieder wirft, kann kein waches Musikliebhaberherz ungerührt bleiben. Denkt an ein paar Songwriter, die ihr liebt. Und dann hört die T.S. Eliot Appreciation Society. Und macht euch darauf gefasst, dass hier mindestens ein neues „Mögen“ anfängt. Beim innen: welt. spielt die „Society“ übrigens in dreiköpfiger Bandformation.

Castus (Post-/Math-Rock, Brüssel)

Castus ist eigentlich das Projekt von Cédric Castus, einem irrwitzigen Gitarrenmeister aus dem fernen Belgien. Live spielt er aber mit fünf weiteren musikalischen Kapazundern – unter anderem aus der Mannschaft von Girls in Hawaii. Und das lohnt sich: Denn das Ergebnis ist ein zerrender Musikstrudel, ein melodischer Wirbelsturm… Genau, gemeint ist: eine Naturgewalt. Aber eben gezähmt und in so wohl berechnete, wie unberechenbare mathematische Brüche gehetzt. Wer glaubt, „Post-Rock“ muss ein langsamer Prozess in Major-Akkorden sein, um Geschichten zu erzählen, lernt hier etwas anderes. Castus wäscht mit Tempo, Gitarrenläufen und etwas Ironie „Last Christmas“-geschädigte Köpfe und Hirne frei – ein Erlebnis in sechsfachem Stereo!

PEACH (Synth-Croon, Kopenhagen)

Vielleicht kennt ihr Peach noch vom letzten innen: welt. – zumindest so vom Sehen her: Peter Skibsted spielt in der Live-Band von she dives. Und er macht selbst eigenwillig-herausragende Musik. Mit seinem Solo-Projekt ergründet er die faszinierende Welt der dicken, manchmal schlierigen Synth-Teppiche, des Crooner-Gesangs; der tanzbaren Beats und großen, desillusionierten Lyrics. Da steht dann also ein waschechter Paradiesvogel auf der Bühne, malt die schillernd-dunkelbunte Musikwelt der 80er an die Wand und singt den postmodernen Zynismus der 10er in die Nacht. Ironie? Vielleicht ein Zwinkern – hört selbst. Auf jeden Fall ein faszinierender Trip für offene Ohren und Hirne.

Allænd North (Semi-Acoustic Trip Hop, Traunstein)

Eigentlich ist es bei guter Musik ja ganz egal, woher sie kommt. Dass es bei dieser Band aber so völlig und ganz und gar egal ist, das ist schon erstaunlich: Allænd North (mit dänischem „æ“) sind taufrisch im Chiemgau geschlüpft. Und klingen wie die weiteste aller Musikwelten. Es ist alles zu hören, was Klang elegant macht. Es orgelt dezent elektronisch, es federt der Bass. Eine Stimme mit Soul. Ein Schlagzeug mit Jazz. Und dazu noch die elektrische Gitarre, die das alles selbst für uns Indie-Kids über eine vertrauenswürdige Strickleiter erklimmbar macht. Den Jazz und Triphoppige, das rätselhafter Weise so virtuos aus diesen akustischen Instrument in den Raum wächst. Es ist Brighton, New York, London. Und es kommt mit 100 Kilometer Anfahrtsweg nach München. Ein Glücksfall!

Point Baker (Alt-Country, Regensburg)

Vorhang auf für unsere diesjährige bayerische Entdeckung. Und es ist schon seltsam, dass die erwachsensten jungen Pop-Schmiede bisweilen ausgerechnet aus der oberpfälzischen Provinz kommen. So, wie vor drei Jahren bei Cat Stash. Point Baker mögen noch keine 300 Youtube-Clicks gesammelt haben. Aber die Musik hat bisweilen schon das, was so oft bei den kleineren Hypes aus Britannien oder den USA fehlt. Nämlich zusätzlich zum perfekten Arrangement der Indie-Country-Gitarren auch noch das echte Roadtrip-Gefühl. Nicht als fernes Echo, sondern als greifbarer Wunsch: Jetzt müde an einer Raststätte stehen, Kaffee aus Pappbechern nippen und am Horizont Italien oder so heraufdämmern sehen. Woran das liegt? Vielleicht daran, wie sich die Akkorde türmen. Oder am vorsichstlos leidenschaftlichen Gesang. Aber letztlich: Einen Vibe hat man. Oder eben nicht. In der Oberpfalz geht in dieser Hinsicht einiges.

Daten und so: innen: welt. Festival | 07.01.17 | Einlass 17.00 Uhr | Kafe Kult, Oberföhringer Str. 156 | Bus 188 Bürgerpark Oberföhring, Tram 16 Prinz-Eugen-Park | Eintritt: 12 Euro bis 23.12., danach 15 Euro | Bier: 2,50 (Augustiner, Tegernseer, …)